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2003-11-03 08:30
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ein denk- und
mahnmal für homosexuelle opfer der
ns-zeit | paket gegen homophobie
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Als eines der ersten
Städte weltweit hat Amsterdam bereits 1987 ein
Denkmal für die homosexuellen Opfer des
Nationalsozialismus enthüllt
Nach
fast 60 Jahren ist es Zeit, "vergessene" Opfer
zu würdigen, über Homosexualität adäquat
aufzuklären und Homophobie aktiv zu bekämpfen.
Die Wiener Grünen stellen ein "Wiener Paket
gegen Homophobie" vor.
Die Emanzipation
der Lesben, Schwulen und TransGenders begann in
den späten 60er Jahren in den USA. So hören wir
zumeist aus der Geschichtschreibung. Dabei hat
es im deutschsprachigen Raum bereits Ende des
19. und Anfang des 20. Jahrhunderts erste
Schritte zu einer Emanzipationsbewegung gegeben.
Als Beispiele seien nur die Namen Magnus
Hirschfeld und Karl Heinrich Ulrich
genannt.
Diese Bewegung wurde aber mit
dem Aufkommen des Nationalsozialismus nicht nur
im Keime erstickt und um Jahrzehnt
zurückgeworfen. Homosexuelle Frauen und Männer
wurden verfolgt, terrorisiert, medizinisch
missbraucht, in Gefängnissen und
Konzentrationslager deportiert und systematisch
ermordet. Der "rosa Winkel" wurde das
Erkennungszeichen schwuler Männer, lesbische
Frauen galten als "Asoziale", denn Lesben sprach
man sogar eine eigene Sexualität
ab.
Dunkles Kapitel
Österreichs
Nach dem Krieg galt in
Österreich bis 1971 das Totalverbot von
Homosexualität. Weitere diskriminierende
Paragraphen, die menschenrechtsverletzend im
Gesetzbuch stehen blieben, wurden erst 2001 vom
Verfassungsgerichtshof und dem Europäischen
Gerichtshof für Menschenrechte abgeschafft - um
wiederum neue Diskriminierungen (§ 207b) Tür und
Tor zu öffnen. Damit wurden nach der NS-Zeit
Lesben, Schwule und TransGenders nicht nur
weiter diskriminiert, sondern den Opfern wurde
jeglicher Rechtsanspruch auf Entschädigung
verweigert. Bis heute lehnen ÖVP und FPÖ (bis
vor kurzem auch die SPÖ) die Aufnahme
homosexueller Opfer der NS-Zeit ins
Opferfürsorgegesetz ab. So zuletzt am 4. Juni
2003 bei einem grünen Antrag im
Parlament.
Diese Haltung ist ein
ungeheurlicher historischer und politischer
Skandal, den die Medien gar nicht groß genug
aufdecken können.
NS-Zeit als
Höhepunkt der Verfolgung von Lesben, Schwule und
TransGenders
Die Zeit des
Nationalsozialismus ist aber, trotz der
Tradition von Verfolgung homosexueller Menschen,
die grausamste und ist daher an sich ein
historisches Mahnmal, das allerdings auch ins
öffentliche Bewusstsein vordringen
muss.
Ein Mahmal für
Wien
Um das öffentliche Bewusstsein
um die Greuel, die Lesben, Schwule und
TransGenders angetan wurden, zu erreichen, regen
die Wiener Grünen ein Mahnmal für die trans- und
homosexuellen Opfer der NS-Zeit an; ein Denkmal,
das exemplarisch für eine jahrhundertelange
Verfolgung steht.
Umso wichtiger, dass
das Thema nicht wieder in Vergessenheit
gerät.
Kriterien eines
wirkungsvollen Mahnmals:
- Von einer
internationalen Fachjury nach Ausschreibung
gewählt - Prominenter und gut sichtbarer Ort
in der Stadt - Künstlerisch wertvoll und
ansprechend gestaltet - Inhaltlich
glaubwürdig - Manifest für Respekt und
Vielfalt - Ort der Kommunikation, des
Erinnerns und der
Gegenwart
Standort
Als
Standort eines Mahnmals bieten sich der
Rathauspark (inmitten des politischen Zentrum
Wiens), direkt an der Ringstraße, oder der
Resselpark (Treffpunkt der Schwule in der
NS-Zeit, wo viele Verhaftungen vorgenommen
wurden) an.
Ausschreibung und
Jury
Um dem Thema ein angemessenes
Mahnmal und die notwendige Aufmerksamkeit zu
widmen, ist eine internationale Ausschreibung
notwendig. Aus international angesehenen
KünstlerInnen und Lesben und
Schwulen-VertreterInnen soll eine Jury ein
Siegerprojekt
ermitteln.
Finanzierung
Die
Finanzierung kann sich aus drei Bereichen
zusammen setzen:
1. Aus Mitteln des
Bereichsleiters für Restitutionsangelegenheiten
(Dr. Kurt Scholz), da dieser auch für ein
"offenes Geschichtsbild" und für
"antifaschistische Werte" zuständig
ist
2. Aus Mitteln des 1995 errichteten
Nationalfonds der Republik Österreich
3.
Aus Budgetmitteln der Stadt Wien, die mit obigen
Institutionen in Verhandlungen treten
müsste.
Ob die Bundesregierung bereit
ist, für ein Mahnmal-Projekt Finanzmitteln zur
Verfügung zu stellen, ist mehr als fraglich,
sollte aber unbedingt geschehen, um die
Bundesregierung an ihre historische
Verantwortung zu
erinnern.
Internationale
Beispiele
Als eines der ersten Städte
weltweit hat Amsterdam bereits 1987 ein Denkmal
für die homosexuellen Opfer des
Nationalsozialismus enthüllt.
Die
rot-grüne Regierung in Deutschland arbeitet
derzeit ebenso an einem Mahnmal für homosexuelle
Opfer in Berlin und befinden sich derzeit in der
parlamentarischen Endphase der
Vorbereitungen.
DAS WIENER
PAKET GEGEN HOMOPHOBIE
Die Errichtung
eines Mahnmals und die Aufklärung über
historisches und gegenwärtiges Unrecht kann aus
Sicht der Wiener Grünen nur funktionieren, wenn
die Stadt Wien auch begleitende Maßnahmen
durchführt.
Denn bisher gibt es in den
Schulen keine adäquate Aufklärung über Homo- und
Transsexualität. Die Wiener Jugendzentren haben
ebenso seitens der Stadt keinen klaren Auftrag
sexuelle Vielfalt positiv zu vermitteln und
Homophobie zu begegnen. Seitens der
Beratungsstelle �Courage�
gab es beispielsweise ein Angebot an die
Jugendzentren, zu helfen. Diese lehnten aber
ab.
Die Wiener Grünen regen daher
an:
- Die Verfolgung von Lesben,
Schwulen und TransGenders vor, während und nach
der Zeit des NS-Regimes ist bisher kaum
wissenschaftlich erforscht. Bisher liegen
ausschließlich skizzenhafte historische
Darstellungen vor � mit viel Raum für
Legenden und Mutmaßungen. Daher soll die Stadt
Wien eine historisch-wissenschaftliche Studie in
Auftrag geben die die Zeit vor, während und nach
der Zeit des NS-Regimes erforscht.
- Die
Stadt Wien soll in einer breit angelegten
Kampagne für Respekt gegenüber Lesben, Schwule
und TransGenders werben, und Homophobie aktiv
bekämpfen.
- Den Wiener Schulen soll
ausreichend Infomaterial und Aufklärungsbücher
über Homo- und Transsexualität zur Verfügung
gestellt werden, und im Unterricht auch benützt
werden.
- Die Wiener Jugendzentren
sollen sich aktiver um Aufklärung und
Vermittlung von Trans-, Bi- und Homosexualität
einsetzen und Homophobie engagiert begegnen und
diesbezügliche Angebote vorbereiten.
-
Die von den Wiener Grünen öfter vorgeschlagene
"Wiener Ehe" soll auf Landesebene eingerichtet
werden, damit gleichgeschlechtlichen
Lebensgemeinschaften die Möglichkeit gegeben
wird zumindest in Wien zum Alltagsbild auf den
Standesämtern zu gehören.
Die Wiener
Grünen werden oben genannte Anregungen daher
mittels Anträge in den Wiener Gemeinderat
einbringen.
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